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Neues Medikament gegen Parodontitis

Nützliche Bakterien verschonen und schädliche Bakterien gezielt und ohne Nebenwirkungen eliminieren: so erhoffen sich Wissenschaftler die Wirkweise Ihres neuen Medikaments gegen Parodontitis. Die Ergebnisse der Studie sind im „Journal of Biological Chemistry“ erschienen.

Über die Hälfte der Erwachsenen* sind von Parodontose betroffen

Parodontitis ist der Hauptgrund für Zahnverlust und begünstigt zudem viele Allgemeinerkrankungen wie Diabetes Mellitus oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Volkskrankheit wird durch Bakterien hervorgerufen, die um den Zahnhalteapparat eine Entzündung auslösen. Durch das Ausbleiben von Symptomen bleibt die Krankheit oft unentdeckt. Wer zum Beispiel unregelmäßig zum Zahnarzt geht, kann Gefahr laufen, die Krankheit unbemerkt voranschreiten zu lassen. Trotz Therapie ist der Zahnverlust dann oft nicht mehr zu verhindern.

Parodontose-Bakterien stoppen, Entzündung verhindern

Ein Team von Wissenschaftlern der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU), des Fraunhofer-Instituts für Zelltherapie und Immunologie IZI und der Periotrap Pharmaceuticals GmbH haben ein Medikament entwickelt, das Parodontitis-verursachende Bakterien unschädlich macht. Ohne schädliche Bakterien im Mundraum entwickelt sich keine Entzündung des Zahnhalteapparates und eine Parodontose kann folglich nicht entstehen. Eine vergleichbare Wirkweise ist bislang nur durch Breitband-Antibiotika zu erzielen.

Antibiotika: Therapie mit Nachteilen

Breitband-Antibiotika haben den Nachteil, dass sie nicht zielgerichtet wirken. Zwar werden schädliche Bakterien eliminiert, doch geht die Therapie auch zu Lasten guter und nützlicher Bakterien. Aufgrund des negativen Einflusses auf das Immunsystem durch eine nachhaltige Störung des Mikrobioms und die Entstehung von Resistenzen, sind Risiko und Nutzen einer Antibiotikatherapie sorgsam gegeneinander abzuwägen.

Wirkweise von neuem Medikament zielsicherer

Das von den Wissenschaftlern entwickelte Medikament greift ein bestimmtes Enzym an, das nur die Parodontose-Bakterien besitzen. Ohne dieses Enzym sterben die Bakterien. Sowohl in der Theorie, als auch in der ersten Testphase funktionierte das Prinzip und es konnte keine Parodontose entstehen. In weiteren Studien soll das Verfahren verfeinert werden und schliesslich klinisch getestet werden. Es wird ein starkes Medikament gegen Parodontose in Aussicht gestellt, quasi eine echte Wunderwaffe!
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*Im Laufe ihres Lebens sind mehr als die Hälfte der Erwachsenen in Deutschland von der entzündlichen Zahnbetterkrankung betroffen, das sind Ergebnisse der Deutschen Mundgesundheitsstudie.
Quelle: Originalpublikation: Taudte N. et al. Mammalian-like type II glutaminyl cyclases in Porphyromonas gingivalis and other oral pathogenic bacteria as targets for treatment of periodontitis. Journal of Biological Chemistry (2021). Doi: 10.1016/j.jbc.2021.100263. doi.org/10.1016/j.jbc.2021.100263