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Furkationsbehandlung: Tunnelierung, Hemisektion, Prämolarisierung, Wurzelresektion
Eine Furkationsbeteiligung stellt eine besonders problematische Entwicklung bei einer Parodontose dar. Durch das Einnisten der Bakterien zwischen den Wurzeln eines Backenzahns, hat man als Patient selbst bei optimaler Pflegebereitschaft kaum Zugriff auf den Entzündungsprozess. Auch die Behandlung ist nicht sonderlich erfolgreich. Es besteht die Option zwischen dem Versuch, der Knochenregeneration zwischen den Wurzeln oder dem genauen Gegenteil: einer Resektion.
Die Resektionbehandlung wird nicht einstimmig empfohlen
Die resektive Behandlung des Furkationsbefalls soll eine bessere Pflegbarkeit ermöglichen, um die Bakterien unter Kontrolle halten zu können. Hat zum Ziel, Entzündungsnischen, die sich zwischen den Wurzeln von Backenzähnen gebildet haben, zu eliminieren. Dazu bieten sich verschiedene parodontalchirurgische Optionen an, die auch beinhalten, dass ein Zahn in 2 Teile geteilt, eine Wurzel (bei einem mehrwurzeligen Zahn) oder sogar die Hälfte eines Zahns entfernt wird.
Eine andere Option ist die Tunnelierung, bei der Knochen im Furkationsbereich (“Wurzelgabelung”) so entfernt werden, dass eine durchgängige Reinigung z.B. mit einer Zahnzwischenraumbürste erfolgen kann.
Nur bei Unterkiefer-Backenzähnen (2-wurzelig) ist eine resektive Behandlung überhaupt anzudenken. Oberkiefer-Backenzähne (3-wurzelig) haben so gut wie keine Erfolgsaussichten.
Wann und wie wird eine Tunnelierung durchgeführt?
Die Tunnelierung ist ein knochenabtragendes Verfahren, das beim Furkationsbefall Grad II oder Grad III angewendet wird. Die Abwägung ob eine knochenregenerative Maßnahme als therapeutische Alternative überlegen ist, kann nur im Einzelfall abgewogen werden.
Unter Lokalanästhesie wird der Furkationsdefekt durch Entfernen von noch teils vorhandenem Knochen so weit vergrößert, dass er für den Einsatz einer Zahnzwischenraumbürste durchgängig und erreichbar ist. Das Zahnfleisch wird dabei abgeklappt und in Richtung Wurzelspitze verschoben und im Anschluss wieder fixiert. Die Furkation soll nachher wie ein Tunnel am unteren Rand der Zahnkrone sichtbar und gut durchgängig zur Pflege sein. Eine Voraussetzung ist, dass zwischen den Wurzeln genügen Platz vorhanden ist, weil sonst keine Möglichkeit besteht, genügend Raum für Zahnzwischenraumpflegehilfsmittel zu schaffen, ohne die Zahnwurzel zu beschädigen. Ein 30°-Winkel oder größer ist nötig.
Wann kommt eine Wurzelresektion in Frage?
Wurzelresektionen kommen vor allem bei ausgeprägtem Knochenabbau an nur einer Wurzel eines mehrwurzeligen (Backen)Zahnes in Betracht. Hier ist das Ziel, die fatale Wurzel zu entfernen, den Zahn aber mit der oder den anderen Wurzel(n) zu erhalten.
Andere Indikationen für Wurzelresektionen sind: Wurzelfrakturen, tiefe Wurzelkaries, erfolglose Wurzelkanalbehandlung: Wurzelresorptionen und -perforationen bei Wurzelkanalbehandlungen.
Alle diese Maßnahmen sind nur dann sinnvoll, wenn die Wurzeln, die bestehen bleiben, sehr gute Knochenverhältnisse aufweisen und:
Wurzelamputation
Unter Lokalanästhesie wird die betroffene Wurzel bis in den Furkationsbereich hinein abgetrennt und geglättet. Die klinische Zahnkrone wird aber komplett erhalten, daher ist eine Überkronung des Zahnes nicht unbedingt erforderlich.
Hemisektion
Unter Lokalanästhesie wird der Zahn geteilt und die betroffene Wurzel wird mit dem dazugehörigen Kronenanteil entfernt, das ist sowohl m Ober- als auch im Unterkiefer möglich. Die Überkronung des Zahnes wird danach notwendig.
Prämolarisierung
Die Zahnkrone wird bis zum Furkationsbereich getrennt. Keine der Wurzeln wird entfernt, so dass 2 (3) neue, einwurzelige Zähne entstehen. Im Anschluss müssen alle Wurzelanteile mit einer Krone zum Schutz versorgt werden.
Nachteile von Wurzelresektionen:
- Verlust von Stabilität
- Notwendigkeit, Risiken und Aufwand einer Wurzelbehandlung sind zu bedenken
- Notwendigkeit der Kronenversorgung (nach Hemisektion oder Prämolarisierung)
- Es bleibt ein Risikozahn; etwaige Zahnersatzplanung nicht erleichtert.
- Chirurgischer Eingriff
Nachteile der Tunnelierung
- erhöhter Pflegebedarf
- erhöhtes Wurzelkariesrisiko
- ggf. ästhetische Beeinträchtigung
- Prognose nicht immer verbessert
Fazit:
Wurzelresektive Maßnahmen können einen Zahn zumindest in Anteilen erhalten. Aufwand und Kostren sind mit der notwendigen Wurzelbehandlung und nachfolgender Kronenversorgung jedoch hoch. Als Pfeilerzähne für Zahnersatz sind solch resezierte Zähne nicht verlässlich. Auch die Tunnelierung ist umstritten, da die forcierte Knochenentfernung einer ungünstigen Entwicklung quasi vorgreift, anstatt sie zu verhindern.
Quelle:
P. Eickholz, Glossar der Grundbegriffe für die Praxis – Respektive Furkationstherapie, Parodontologie 2010;21(4):423-429:
Detlef Heidemann, Praxis der Zahnheilkunde Band 4, Parodontologie, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH; Auflage: 4 (1. März 2005)
Jamal M Stein, Georg Conrads et al., Moderne Parodontologie in der Praxis: Band 3: Korrektive und unterstützende Parodontaltherapie, Spitta Verlag, 2011
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