Einteilung der Parodontitis

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Schwere Paradontitis mit Mitte 20 …
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Einteilung der Parodontalerkrankungen

Einteilung der Parodontalerkrankungen erfasst verschiedenste Ursachen für Erkrankungen des Zahnfleischs und des Zahnbetts. Die häufigste Form der Parodontitis ist dabei bakteriell verursacht und kann über eine Parodontosebehandlung erfolgreich therapiert werden. Hierfür gibt es seit 2021 eine neue Klassifikation, die die Parodontitis differenzierter anhand des Schwergrads (Staging) und der Dynamik der Erkrankung (Grading) einteilt. 

Stadien der Zahnfleischerkrankung
Die Einteilung der Zahnfleischerkrankung erfolgt anhand der verschiedenen Stadien, der Form und der Ursachen (Ätiologie)

Auf das Zahnfleisch begrenzte Erkrankungen (Gingivitis), Zahnbett gesund

  • Parodontale und gingivale Gesundheit
  • Entzündungen des Zahnfleischs durch Biofilm (organisierte Bakterielle Komplexe)
  • Entzündungen des Zahnfleischs (Gingivitis), die nicht durch Biofilm verursacht werden:
    ein sehr weites Feld von genetischen Veränderungen, bestimmten Infektionen, allergischen Erscheinungen
    Zahnfleisch-Manifestationen systemischer Erkrankungen,  u.v.m..

Erkrankungen des Zahnbetts

 
  • Nekrotisierend Parodontitis (NUG/NUP)
    Eine Spezialform einer sehr aggressiven Parodontitis (frühere Bezeichung ANUG/ANUG-P, das A stand für “Akute”) mit Schmerzen, schneller Zerstörung des Zahnbetts mit Zahnfleisch- und Knochennekrosen. Schnelle Antiobiotikatherapie wichtig.
  • Parodontitis: alle Formen einer durch Biofilm verursachten  Zahnbettentzündung. Eine Unterscheidung zwischen aggressiven (schnell) oder chronisch verlaufenden Verlaufsformen erfolgt nicht mehr.
  • Parodontitis als Manifestation von systemischen Erkrankungen Entzündungen des Zahnbetts als Teil einer anderen Erkrankung
  • Andere Erkrankungen des Parodonts
    Abszesse der Gingiva: akute Entzündungsform, die mit abgekapselter Eiterbildung einhergeht
    Paro-Endo-Läsion: Eine Vergesellschaftung von endzündlicher Zahnbettzerstörung und einem Entzündungsprozess an der Wurzelspitze (nach Absterben des Zahnnerven), die sich gegenseitig beeinflussen

Staging: Stadium der Parodontose

Bei den Stadien der Parodontitis werden in der neuen Klassifikation vier Klassen unterschieden: Stadium I bis IV, bei denen die Unterscheidung anhand von Sondierungstiefenklinisch erkennbarem Zahnhalteapparatabbau, röntgenologisch erkennbarem KnochenverlustForm des Knochenverlusts (vertikal, Furkationsbeteiligung), Zahnlockerungen, Zahnverluste durch Parodontitis. 

Stadium I

Frühe/beginnende Parodontitis mit Taschentiefen von weniger als 4mm, maximalem Attachementverlust von 1-2mm und Knochenverlust von bis zu 15%. Zahnverluste durch Parodontose gibt es im Stadium I nicht.

Stadium II

Im Stadium II erfasst der Zahnbettverlust das obere Wurzeldrittel mit Taschentiefen bis 5 mm durch horizontalen Knochenabbau, aber es gab noch keinen Zahnverlust durch Parodontitis. Der Knochenverlust liegt zwischen 15 und 33%. Im Stadium II sind die Behandlungsmöglichkeiten und Erfolgsaussichten gut.

Stadium III

Im Stadium III ist Parodontitis schon fortgeschritten, so dass der Knochenabbau über das obere Wurzeldrittel hinausgeht und vertikale (entlang der Wurzel in Tiefe) Knochendefekt (über 3 mm) und/oder Furkationsdefekte vorhanden sind. Bis zu 4 Zahnverluste durch Parodontitis. Die Taschentiefen liegen bei 6mm und mehr,  Knochenverlust um die Wurzeln von mehr als 1/3. 

Stadium IV

Schwerstes und komplexestes Stadium der Parodontitis mit Zahnverlusten von mindestens 5 Zähnen. Die Sondierungstiefen liegen bei 6mm und mehr, Knochenabbau von mehr als 33%. 

Das Stadium iV benötigt eine über die reine Parodontaltherapie hinausgehende Behandlung unter Berücksichtigung der funktionellen Instabilität des Gebisses, die die Kaufunktionsstörung und Überlastung einzelner Zähne mit Zahnlockerungen, Zahnwanderungen und Verlust der Bisshöhe behebt.

Grading: Parodontitisverlauf, Risiken

Das Grading dient als Indikator für die Geschwindigkeit der Parodontitis-Progression. Ein wichtiges Kriterium ist dabei das Ausmass des Knochenverlusts im Verhältnis zum Alter und die Geschwindigkeit des Knochenverlusts über 5 Jahre. Darüber hinaus werden Ausmass der Knochendefekte im Verhältnis zum “Angriff” durch den Biofilm eingeschätzt. 

Die wichtigsten Risikofaktoren Rauchen und Diabetes mellitus werden mit in das Grading eingerechnet.

Grading A: niedriges Risiko

Kein Knochenabbau zu diagnostizieren: Knochenabbauindex: Knochenverlust(%)/Alter-Quotient weniger als 0,25. Nichtraucher, kein Diabetes. Biofilm mit nur geringer parodontaler Zerstörung.

Grading B: mittleres Risiko

Knochenabbau weniger als 2mm über 5 Jahre. Knochenabbauindex: 0,25-1. Raucher mit weniger als 10 Zigaretten am Tag. HbA1c bei Diabetikern unter 7%. Zerstörungsgrad entspricht der Biofilmmenge.

Grading C: hohes Risiko

Knochenabbau mehr als 2mm über 5 Jahre. Knochenabbauindex mehr als 1. Raucher mit 10 oder mehr Zigaretten am Tag. HbA1c bei Diabetikern über 7%. Zerstörungsgrad höher als der Biofilm vermuten liesse.

Neue PAR-Klassifikation, neue PAR-Leitlinie, neue PAR-Richtlinie, Teil 1 – Neue Klassifikation der parodontalen und peri-implantären Erkrankungen, S. Jepsen, MS, Universitätsklinikum Bonn, RZB 5 | 05.05.2021

Deutsche Gesellschaft für Parodontologie, Die Klassifikation der Parodontalerkrankungen, Quintessenz Verlag, 1. Auflage (10. Juni 2013)
H. F. Wolf, K. u. E.M. Rateitschak, Band 1: Parodontologie: Farbatlanten der Zahnmedizin Thieme; 3. Auflage (2012)

Bildquelle: iStockphoto 24327786