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Die Fragen in unserem Parodontose-Selbsttest sind so gewählt, dass Sie sie entweder direkt oder mit Hilfe eines Spiegels leicht beantworten können. So können Sie sich schnell über Ihr persönliches Parodontitis-Risiko informieren. Zur 1. Frage.

Allgemeinerkrankungen und Parodontitis

Viele chronische Allgemeinerkrankungen zeigen neben ihrer charakteristischen Organmanifestationen auch schädigende Wirkungen auf andere Teile des Körpers, z.B. auch auf das Zahnfleisch und den Zahnhalteapparat in Form von Zahnfleischentzündung (Gingiivitis) und Parodontitis.

Typischerweise fallen Allgemeinerkrankungen, die mit Einschränkungen in der Immunabwehr des Körpers einhergehen oder negativen Einfluss auf die Regenerationsfähigkeit des Körpers haben, in diese Kategorie. Solche Allgemeinerkrankungen begünstigen nicht nur die Entwicklung einer Zahnbettentzündung, sie sorgen auch für ein schlechteres Ansprechen der Therapie, verzögern den Heilverlauf und verschlechtern die Langzeitprognose.

Parodontitis mit Attachementverust und Rezessionen
Schwere Krankheiten beeinflussen auch eine Parodontose

Allgemeinerkrankungen mit der Manifestation einer Parodontitis und Gingivitis

Folgende systemische Erkrankungen oder chronische Schädigungen werden mehr oder weniger mit der Parodontitis assoziiert:

Diabetes mellitus

Wissenschaftlich abgesicherte Beeinflussung der Parodontitis bei nicht gut eingestellten Zuckerwerten. Dies geschieht über verschiedene Wirkmechanismen, nämlich Beeinflussung der Immunabwehr und der knochenaufbauenden Zellen. (Näheres siehe Kapitel Diabetes mellitus).

AIDS

Zum Einen können sich vermehrt die schädlichen parodontalen Bakterien in der Zahnfleischtasche ansiedeln und zum Anderen ist das Immunsystem krankheitsbedingt so stark geschädigt, dass sich sehr schwere Formen der Parodontitis ausbilden mit akuten Ulzerationen und freiliegendem Knochen.
Die ursächliche Therapie ist hier bekanntermaßen schwierig, so dass nur versucht werden kann, akute Symptome zu verringern.

Chemotherapie/Bestrahlung

Eine Chemotherapie ist für den gesamten Körper sehr anstrengend und beansprucht das  Immunsystem sehr stark, so dass es für andere Angriffe nicht ausreichend zur Verfügung steht. Dadurch ergibt sich ein erhöhtes Risiko an Infektionskrankheiten jeglicher Art, also auch Parodontitis, zu erkranken.
Die Bestrahlung beeinflusst den Gewebestoffwechsel bzw. die Gewebeumbauprozesse stark negativ. So dass Bestrahlungen im Kopf-Hals-Bereich die Wundheilungsprozesse in der Mundhöhle verschlechtern.

Immunsupprimmierte Patienten

Das gesamte Immunsystem kann bei angeborenen oder erworbenen Immundefekten oder unter bestimmten medikamentöse Therapien (gewollt oder ungewollt) derart unterdrückt werden, dass der Weg für jegliche Infektionskrankheit, so auch für Parodontitis geebnet wird.

Leukämien, Leukosen

Durch afunktionelle weisse Blutkörperchen beim Blutkrebs kommt es typischerweise zu massiven Wucherungen und massiven Entzündungen des Zahnfleisches mit teils erheblichen Neigung zu Zahnfleischblutungen. Es ist nicht selten, dass ein Zahnarzt bei einer Routineuntersuchung als erster die Verdachtsdiagnose einer Leukämie stellt.

Osteoporose

Durch die verringerte Knochendichte, die ein typisches Zeichen der Osteoporose ist, und eine krankheitsbedingte Förderung des Knochenabbaus (Knochenresorption) liegt der Verdacht nahe, dass auch im Rahmen einer Parodontitis ein verstärkter Knochenabbau zu erwarten ist. Dies ist bis heute noch nicht ausreichend wissenschaftlich geklärt, so dass dieser Zusammenhang nicht eindeutig ist.

Diagnose im Rahmen einer zahnärztlichen Untersuchung

Manche Primärerkrankungen werden durch ihre Manifestation in der Mundhöhle, Zahnfleisch und Mundschleimhaut durch den Zahnarzt diagnostiziert. Bei bekannten Grunderkrankungen sollte dem Zahnbett bei der Routineuntersuchung in jedem Fall eine erhöhte Aufmerksamkeit zuteil kommen. Weitreichende chirurgische Therapien sind bei einigen dieser Erkrankungen kontraindiziert, da die Wundheilung kompromittiert sein kann, oder sogar eine Ausdehnung der Infektionen bei mangelnder Immunkompetenz droht. Die gezielte Antbiotikatherapie kann eine Option sein.

Fazit:

Ein schlecht funktionierendes Immunsystem kann sich über Entzündungen des Zahnfleisches und des Zahnbetts manifestieren und/oder eine bestehende Zahnfleischerkrankung verschlimmern. Solche Erkrankungen sind eher selten, und man muss sie von Allgemeinerkrankungen unterscheiden, die durch eine Parodontitis verschlimmert werden. Siehe hierzu Parodontitis: Risiko für die Gesundheit.

Quellen:
Amin E. Hatem Epidemiology and Risk Factors of Periodontal Disease, Periodontal Diseases – A Clinician’s Guide, Dr. Jane Manakil (Ed.), ISBN: 97 8-953-307-818-2, (2012).
Chi, Angela C., Neville, Brad W. et. al., Oral Manifestations of Systemic Disease, Am Fam Physician. 2010 Dec 1;82(11):1381-1388

Bildquelle: Fotolia Cozyta