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Rauchen und Parodontitis

Das Risiko des Rauchens in Bezug auf die  Allgemeingesundheit (z.B. Krebs, Herz-Kreislauferkrankungen, etc.) ist in der Bevölkerung bekannt und wird häufig thematisiert. Die große Gefahr der Entstehung einer Parodontitis durch das Rauchen, für ihren Verlauf und den therapeutischen Erfolg, ist mittlerweile auch kein Geheimnis mehr.

Parodontitis mit Attachementverust und Rezessionen
Rauchen ist das wohl grösste lösbare Problem bei der Parodontitis

Das Rauchen ist wohl der größte einzelne Risikofaktor der Parodontose

Das Risiko für Raucher, an eine Parodontitis zu erkranken, ist um das 3fache erhöht.
Interessanterweise entfaltet der Tabakkonsum nicht bei jedem Raucher das gleiche prekäre Potential. Es gibt genetisch gesehen einen stabilen Typus, der den blauen Dunst ohne wesentliche Schäden für das Zahnbett übersteht. Auch weiß man mittlerweile, dass die Kombination einer bestimmten genetischen Konstellation mit Interleukin-1(IL-1)-Polymorphismus und Zigaretten sehr heftige Verlaufsformen der Parodontitis mit schlechter Prognose begünstigen. Positive genetische Faktoren konnten dagegen noch nicht identifiziert werden. Der Effekt auf das einzelne Individuum ist daher anfänglich nur schwer vorauszusagen.

Für die Raucher kommt es aber noch schlimmer: die Wechselwirkung von Rauchen und einer manifesten Parodontose gilt wiederum als besonders gefährlich für die Allgemeingesundheit. Die negativen Wirkungen z.B. für das Herz- Kreislaufsystem sind inzwischen wissenschaftlich durch viele Studien belegt.

Ab 10 Zigaretten höchste Risikogruppe

Von einem erhöhten Parodontitisrisiko geht man bei Rauchern ab ca. 5 Zigaretten/Tag aus, die höchste Risikostufe wird bei 10 Zigaretten und mehr erreicht. Der Zigarettenkonsum bestimmt das neue Parodontitis-Grading, das Behandlungsoptionen empfiehlt und den Krankheitsverlauf einschätzt.

 

Rauchen hemmt die Reparatur des Zahnbetts

Der Inhaltsstoff Nikotin führt hier genau wie in anderen Bereichen des Körpers zur Verengung der Gefäße und damit zu einer verminderten Durchblutung. Das Nikotin gelangt dann über die Blutbahn ins Bindegewebe und hemmt dort die Zellaktivität für Erneuerung bzw. Reparatur. Das Zahnfleisch ist bei starken Rauchern eher blass und am Gaumen (insbesondere bei Pfeifenrauchern) stärker gefeldert, was ein Zeichen für eine verstärkte Verhornung (Hyperkeratose) anzusehen ist. Inmitten finden sich kleine rote Punkte, die Ausführungsgänge der kleinen Speicheldrüsen, die angeschwollen sind und deswegen deutlicher, kontrastreicher hervortreten. Im Zusammenhang mit einer chirurgischen (offenen) Parodontosebehandlung wird eine schlechtere Wundheilung und verzögerte Regeneration beobachtet. Deshalb ist die langfristige Prognose bei Rauchern schlechter.

Negativer Einfluss auf die Immunabwehr

Zudem nimmt das Rauchen auch auf die körpereigenen Reaktionen bei der Immunantwort Einfluss. So wird unter dem Einfluss des Rauchens eine verminderte Reaktionsbereitschaft der Immunabwehr-Zellen beobachtet. Andererseits werden durch die Inhaltsstoffe des Inhalats Zellen oder Botenstoffe, die für den Gewebeabbau verantwortlich sind, stimuliert.
Übrigens steigt auch das Risiko für die Entstehung von Krebs in der Mundhöhle mit dem Zigarettenkonsum.

Typische Entzündungszeichen fehlen bei Rauchern oft

Durch die bei Rauchern geringen Entzündungszeichen des Zahnfleisches (fehlendes Zahnfleischbluten, kaum Zeichen einer Zahnfleischentzündung) kann eine Parodontitis leicht übersehen oder als minderschwere Form fehlinterpretiert werden. Erst die Kombination von gemessenen Taschentiefen und Röntgendiagnostik schafft ein klareres Bild. Klinisch zeigen sich dann die Auswirkungen mit einem verstärkten und schnelleren Knochenabbau, der -wie bereits erwähnt- oftmals ganz ohne Beschwerden und Leidensdruck der Patienten einhergeht.

Angepasste Therapie: Chirurgie evtl. vermeiden.

Ein sofortiger Rauchstopp könnte im Übrigen das Risiko zu erkranken schon nach wenigen Wochen verringern und auch eine Wundheilung nach Behandlung deutlich verbessern. Aber um das zusätzliche Parodontitisrisiko komplett zu eliminieren, also auf das Niveau eines Nichtrauchers zurückzuführen, ist ein Rauchstopp von mehreren Jahren notwendig.
Die Widerstandskraft des Gewebes ist bei starken Rauchern und ausgeprägter Parodontose oftmals so schwach, dass durchaus davon abgeraten wird, komplizierte chirurgische Eingriffe vorzunehmen.

parodontitis.com-Fazit:

Für eine erfolgreiche Parodontitisbehandlung sind Zigaretten pures Gift. Je nach genetischer Konstellation (IL-1) ist ohne Rauchstopp nur eine mehr oder minder effektive Schadensbremse möglich. Die Prognose für den Zahnerhalt ist schlechter und das Risiko für die Allgemeingesundheit hoch.

Quellen:
Kinane, D.F, Smoking and Periodontal Disease CROBM 2000 vol. 11 no. 3 356-365
Heasman, L et al; The effect of smoking on periodontal treatment response: a review of clinical evidenc;
Journal of Clinical Periodontology, Volume 33, Issue 4, pages 241–253, April 2006
Haber J, Smoking is a major risk factor for periodontitis Current Opinion in Periodontology [1994:12-18]

Bildnachweis: Fotolia pedroec