Antibiotika gegen Parodontose

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Schwere Paradontitis mit Mitte 20 …
Antibiotika

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Orale Antibiotika zur Behandlung der Parodontitis

Die Parodontitis ist eine bakterielle  Infektionskrankheit mit Besonderheiten. So ist es naheliegend, dass die Medizin Behandlungskonzepte entwickelt hat, den Bakterien mit Antibiotika den Garaus zu machen und so eine Parodontose zu heilen. Eine alleinige Antibiotikatherapie kann allerdings nicht die rauen Bakterienauflagerungen und Konkremente auf den Wurzeln entfernen. Zudem haben sich die Bakterien in einem Biofilm organisiert, der ein Bollwerk gegen medikamentöse Angriffe bietet, so dass die alleinige Antibiotikagabe nicht erfolgreich genug ist. Deshalb gilt weiterhin das Konzept, primär die Konkremente durch eine klassische Parodontosebehandlung (SRP) abzutragen, den Bioflim aufzubrechen und einer etwaigen Antibiotikagabe zur Wirkung zu verhelfen.

Wann Antibiotikum, wann nicht?

Wenn auch die alleinige Antibiotikatherapie als nicht ausreichend angesehen wird, so hat sie gerade bei stark entzündlichen Verlaufsformen unterstützend zur klassischen Parodontaltherapie ihre Indikation:

Bei der am häufigsten anzutreffenden, (leichten bis moderaten) chronischen Parodontitis steht die Antibiotikagabe therapeutisch zurzeit nicht im Vordergrund.

Welche Antibiotika kann man zur Behandlung der Parodontitis einsetzen?

Trotz der Vielzahl auf dem Markt befindlichen Chemotherapeutika bietet sich nur eine übersichtliche Gruppe von Antibiotika an, die die Parodontitis-Markerkreime in ihrem Wirkspektrum haben und die notwendigen Wirkkonzentrationen den Zahnhalteapparat erreichen.

Antibiotika: (Neben-)Wirkung im ganzen Körper
Antibiotika-Auswahl für die Therapie der Parodontitis ist ausreichend

Bakterientestung vorab empfohlen

Da es verschiedene Parodontitis-Bakterien gibt, ist es sinnvoll, einen Test auf die vorliegenden Keime vorangehen zu lassen, um eine präzisere Antibiotikawahl treffen zu können. Gerade das Vorhandensein des Bakteriums Aggregatibacter actinomycetemcomitans (A.a.) hat Einfluss auf die einzunehmenden Antibiotika, so dass eine mikrobiologische Diagnostik vorab sinnvoll ist.

Schnelle (ungetestete) Antibiotikagabe nur bei der NUP/NUG

Bei den hoch akuten Verlaufsfomen der nekrotisierend ulzerierenden Gingivitis/Parodontitis (NUG/NUP- ANUG/P) sollte die Gabe des Antibiotikums nach spätestens 24h zusätzlich zu einer Reinigung eingeleitet werden. Eine Bakteriendiagnostik würde hier die schnelle und dringend notwendige Hilfe verzögern.

Warum reicht die alleinige Antibiotikagabe nicht aus?

Gegen bakterielle Infektionskrankheiten sollten Antibiotika doch wirksam sein. Bei der Parodontitis ist die Problematik jedoch sehr speziell:

  • Die bakterienhaltigen Konkremente werden nicht mit entfernt
  • Die bakteriell erweichte Wurzeloberfläche wird nicht abgetragen
  • Die Wurzeloberfläche ist nicht durchblutet: das Anti kann dort nur über die Flüssigkeit im Zahnspalt (Sulkusflüssigkeit) wirken
  • Bakterien im Biofilm auf der Wurzel sind durch Antibiotika schwer abzutöten

Vorteile der Antibiotikatherapie der Parodontose:

  • schmerzlos
  • relativ schnelle Wirkung
  • günstige Therapiekosten
  • ggf. wiederholbar
  • relativ gezielt einsetzbar (nach Bakterientestung)

Nachteile der (adjuvanten) Antibiotikagabe:

  • gesamte Organismus wird mit Antibiotikum belastet
  • allergische Reaktionen, Resistenzbildungen, Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten können entstehen
  • für gezielte Anwendung ist eine bakterielle Diagnostik erforderlich
  • zuverlässige Mitarbeit des Patienten ist wichtig (regelmäßige Einnahme)
  • Gefahr der Superinfektion (z.B. durch Hefepilze, die sich auf Schleimhäuten ansiedeln)
  • Beeinflussung der Bakterienflora (z.B. Darm)
  • Bakterien werden im Biofilm schlecht erreicht (höhere Konzentrationen des Antibiotikums sind erforderlich)
  • kein Konkrementabtrag, keine Behandlung der bakteriellen Wurzelerweichungen
Fazit:

Antibiotika sind mittlerweile fester Bestandteil in der adjuvanten Parodontitistherapie. Sie werden vor allem bei schweren Verlaufsformen und hartnäckigen Infektionen eingesetzt und sind dann eine wesentliche Stütze des Heilerfolgs. Eine alleinige Gabe ist für den dauerhaften Erfolg nicht ausreichend.

Quellen:

Wissenschaftliche Stellungnahme: Adjuvante Antibiotika in der Parodontitistherapie, Deutsche Gesellschaft für Zahn- Mund- und Kieferheilkunde, DZZ (2003)

Eickholz P, Glossar der Grundbegriffe für die Praxis: Medikamententräger für die topische subgingivale Applikation von Antiseptika und Antibiotika,, Parodontologie 2006;17(3):271-276
Perno M, Pharmacotherapy in Periodontal Therapy, Access—special supplemental issue, September-October 2001
P. Eickholz, B. Dannewitz, T.-S. Kim, Glossar der Grundbegriffe für die Praxis: Systemische Antibiotika in der parodontalen Therapie, Parodontologie, 2012;23(3):315-322

Bildquelle: Fotolia ZIQUIU