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Karies adé? Gesenkter Zuckergehalt in Limonaden durch Zucker-Steuer

Mit der jüngst eingeführten Zuckersteuer auf Limonaden reagiert Großbritannien auf ein- im wahrsten Sinne des Wortes- schwerwiegendes Problem: Fettleibigkeit. Rund ein Drittel der Kinder des Landes ist zu dick. Ein hoher Zuckerkonsum hat nicht nur Auswirkungen auf das Körpergewicht, auch Karies und Diabetes sind verheerende Folgen.

Industrie sieht Limo-Geschmack durch weniger Zucker offenbar nicht bedroht

Die neue Zucker-Steuer in Großbritannien trat zum 6. April in Kraft, aber zeigte schon vorher eine deutliche Wirkung. Um garnicht erst besteuert zu werden, reduzierten Coca-Cola und andere Hersteller im Vereinten Königreich rasch den Zuckergehalt ihrer Getränke.
Betroffen von der Steuer sind Limonaden, die mehr als 5 g Zucker auf 100 ml enthalten. Sind es mehr als 8 g/100 ml, ist ein noch höherer Abschlag fällig. Darauf reagierte z.B. der Hersteller Coca-Cola indem es den Zuckergehalt seiner Getränke Sprite und Fanta von 6,6 auf 3,3 bzw. von 6,9 auf 4,6 g pro 100 ml senkte.

Zucker-Alternative: Süßstoff weniger schädlich für Zähne

Da nur Zucker besteuert wird und nicht das Maß an Süße generell, weichen die Getränkehersteller auf chemische Süßstoffe aus. Der gleichbleibdene süße Geschmack wird von der  Verbraucherorganisation Foodwatch angeprangert. „Viel sinnvoller wäre es, junge Menschen garnicht erst an stark gesüßte Produkte zu gewöhnen“. Süßstoff als Alternative zu Zucker ist zwar weniger schädlich für die Zähne, der Gesundheit zuträglich ist die chemische Süße auf lange Sicht jedoch wohl kaum. Nicht berücksichtigt von der Steuer sind übrigens Fruchtsäfte. Apfelsaft enthält jedoch als Beispiel auf 100 ml 10 g Zucker.

Karies vorbeugen: unter 10 Teelöffel Zucker für Erwachsene am Tag?

Um das Risiko für Karies und Übergewicht zu reduzieren, empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation WHO, in sämtlichen Lebensphasen nicht mehr als 10 Energieprozent (besser unter 5!) freien Zucker am Tag zu sich zu nehmen. Mit anderen Worten sollte man als Erwachsener täglich nicht mehr als 50 g Zucker (bei einer Kalorienzufuhr von 2.000 kcal) zu sich nehmen.

“Zahnfäule”: Kinder von Karies besondern betroffen

Während die Britischen Regierung in ihrem Leitfaden „Childhood obesity: a plan for action“ Wege aufzeigt, Kinder und Jugendliche vor Übergewicht zu schützen, findet das hohe Kariesrisiko keine Erwähnung. Dabei ist es kein Problem, das man unter den Teppich kehren sollte: Beinahe 62.500 Menschen kommen in Großbritannien jedes Jahr wegen kariös verfaulter Zähne ins Krankenhaus. Darunter 46.400 Kinder.

WHO Zucker-Empfehlung für Zähne zu hoch

Professor Philip James und sein Wissenschaftlerteam der London School of Hygiene and Tropical Medicine und dem University College London werteten diverse Studien aus, die sich mit dem Zuckerkonsum und dessen Auswirkungen auf die Häufigkeit von Karies in der Bevölkerung befassten. Das Team konnte den Zusammenhang zwischen Karies und erhöhtem Zuckerkonsum eindeutig bestätigen. Laut der Wissenschaftler entwickelten Kinder, die etwa 5 Prozent der Kalorien über Zucker aufnehmen, rund doppelt so häufig Karies, als solche, die nur in geringem Maße Zucker essen.

Mehr Eigeninitiative um Zähne und Körper gesund zu halten

Deutsche Verbraucherorganisationen fordern eine vergleichbare Steuer auch für Deutschland. Eine Zuckersteuer ist grundsätzlich auch eine gute Idee, jedoch sollte sie sich konsequent auf alle Süßstoffe beziehen. Als Verbraucher ist es nicht ratsam, sich darauf zu verlassen, dass die Limonaden-Industrie ihr Hauptaugenmerk auf die Gesundheit ihrer Kunden richtet. Die Zuckersteuer in Großbritannien ist ein eindeutiges Beispiel dafür, dass es ausschließlich um Profit geht.

Prävention sollte weiterhin an erster Stelle stehen, denn bei kariös zerstörte Zähne und Diabetes gibt es kein “Zurück”. Obgleich eine Reduzierung von Körperfett durchaus möglich ist, kann Übergewicht Folgeschäden für Knochen, Gelenke und Organe haben. Neben gründlicher Zahnpflege ab Kindesalter an, sollte man sich mit dem, was man isst und trinkt mehr auseinander setzen.

Quelle: wbr/AFP/rtr WHO (557.62 K)