Parodontalabszess

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Zahnfleischabszesse: Eiterungen am Parodont und Gingiva

Ein Abszess ist eine umkapselte Eiteransammlung, der in der Regel durch eine bakterielle Infektion entsteht, bei der es zu einer Einschmelzung von Gewebe (Nekrose) mit Demarkation und Hohlraumbildung kommt (Abszesshöhle). Wenn sich eine eitirige Entzündung in einem bereits vorhandenen Hohlraum bildet oder dorthin ergiesst spricht man von einem Empyem, bei einer diffusen Ausbreitung einer bakteriellen Infektion im Gewebe von einer Phlegmone. Der häufigste Abszess beim Menschen stellt die abszedierende Follikulitis, der Eiterpickel dar.

Im Bereich des Zahnhalteapparates unterscheidet man rein auf das Zahnfleisch begrenzte Abszesse:

  • Gingivaabszess
  • Pericoronarabszess (um eine durchbrechende Zahnkrone herum, meist untere Weisheitszähne), und den
  • Parodontalabszess, Taschenabszess der den Zahnhalteapparat betrifft.
  • der submuköse Abszess als Differentialdiagnose
Zahnfleischabszess zwischen 2 Zähnen

Der Gingivaabszess ist ein isoliertes Geschehen des Zahnfleisches um den Zahn. Als Ursache kommen meistens eingespießte Fremdkörper infrage. Begünstigt durch Diabetes mellitus und medikamentöse Zahnfleischwucherungen, aber auch durch eine hormonelle Umstellung z.B. bei Schwangerschaft. Das Zahnfleisch ist typischerweise schmerzhaft geschwollen und der Zahn ist berührungsempfindlich.

Parodontalabszess

Der Parodontalabszess umfasst im Gegensatz zum Gingivaabszess alle Strukturen des Zahnhalteapparates (Zahnfleisch, Knochen, Haltefasern) und entspricht dem Bild eines “vereiterten Zahns”. Die Ursache ist meistens eine Verschlimmerung einer chronischen Parodontitis, bei der es durch die Kombination von hoher bakterieller Aktivität und Abflussbehinderung zu einer Eiterbildung am Boden der Zahnfleischtasche (“Taschenabszess”) kommt. Schwellung, Schmerzen und ein erhöhter Lockerungsgrad sind typisch. Es kann zu einer spontanen Entleerung über den Taschenausgang oder zu einer Fistelbildung (kleine ventilartige Öffnung) am Zahnfleisch kommen. Bei beeinträchtigtem Immunsystem (z.B. durch Diabetes mellitus) können auch mehrere Zähne betroffen sein.
Perikoronarabszess

Der Perikoronarabszess ist eine Sonderform des Gingivalabszesses. Als Ursache sind Schlupfwinkel anzusehen, die durch einen Zahndurchbruch entstehen und in denen sich Bakterien unkontrolliert vermehren können, was zu einer Infektionsausbreitung und schließlich Abszedierung führt. Betroffen sind fast immer die unteren Weisheitszähne (8er). Neben den typischen Abszess-Symptomen (s.o.), kommt es häufig zu einer Einschränkungen der Mundöffnung und Schluckbeschwerden, was auf eine Ausdehnung der Infektion in die angrenzenden Gewebe hinweist. Unbehandelt kann er sich entlang des Rachens in die Tiefe und ins Gewebe ausweiten (Logenphlegmon), welche lebensbedrohlich werden kann.

Submuköser Abszeß

Dieser Eiterprozess geht nicht vom Zahnfleisch oder Zahnhalteapparat aus, sondern von bakteriell infizierten Zahnwurzel(spitzen) toter Zähne. Solche primär im Knochen liegenden Eiterungen drängen nach aussen und durchbrechen die Knochenwand (Kortikalis) und Knochenhaut (Periost) und dringen ins Weichgewebe der meist lippenseitigen Mundschleimhaut. Als Befund zeigt sich oft eine Schwellung (teigig bis prall-elastisch) die sich vom Kieferkamm in Höhe der Wurzelspitzen bis hin ins Wangenweichgewebe ziehen kann. Bei ausgedehnteren Eiterungen kann sich das im Unterkiefer bis zu einem para- oder sogar perimandibulären Abszess (neben dem Unterkiefer, oder um die Unterkiefer herum laufend) ausweiten, der nicht mehr ambulant behandelt werden sollte.

In bestimmten Fällen kann der Eiter auch aus der Tiefe über das Zahnfach aufsteigen (Paro-Endo-Läsion) und somit auch als Parodontalabszess imponieren.

Therapie des Abszesses

Bei allen Abszessen gilt die goldene chirurgische Regel „Ubi pus, ibi evacua!“: Wo sich Eiter angesammelt hat, da muss für Abfluss gesorgt werden. Konkret heißt das Abszess-Spaltung durch Schnitt oder Spreizen.

Beim Gingivalabszess reich fast immer die Eröffnung des Abszesses (Inzision unter lokaler Betäubung, gegebenenfalls Fremdkörperentfernung) mit anschliessender Spülung und Einlage eines Streifens, um den weiteren Abfluss von Sekret zu ermöglichen (Drainage). Eine Antibiotikagabe ist nicht erforderlich.

Beim Parodontalabszess besteht die Therapie gleichsam in der Entlastung und Entleerung des Eiters (am einfachsten über den Taschenausgang, z.B. durch Spreizen/Aufdehnung). Nur in sehr schweren Fällen mit gleichzeitiger Ausdehnungstendenz in das umliegende Weichgewebe dürfte eine zusätzliche Antibiotikagabe notwendig werden. Bei ausgedehnter Zahnbettzerstörung ist die Extraktion in Betracht zu ziehen.

Da der Parodontalabszess grundsätzlich ein Symptom bzw. eine akute Verschlimmerung einer chronischen Parodontitis darstellt, ist nach Abklingen der akuten Phase das Einleiten einer systematischen Parodontaltherapie folgerichtig.

Da bei einem Perikoronarabszess die Eiteransammlung in einer Schleimhautkapuze liegt, die einen Weisheitszahn überdeckt, reicht oftmals ein Aufdehnen des Spaltes um die Zahnfleischkapuze mit Spülung aus, um den Eiter abfliessen zu lassen. Bei Begleitsymptomatik und Ausdehnungsgefahr ist die Antibiotikagabe (z.B. eine Kombination aus Amoxicillin und Clavulansäure) in Betracht zu ziehen. Nach Abklingen der Beschwerden kann dann abgewogen werden, ob eine Weisheitszahnentfernung oder das Abtragen der Zahnfleischkapuze sinnvoll ist. Bei einem weiteren Durchbruch des Zahnes löst sich das Problem oft von selbst.

Beim submukösen Abszess ist die Eröffnung (Inzision) und Drainage indiziert. Es muss allerdings die Ursache (meist wurzeltoter Zahn) therapeutisch angegangenen werden: die Wurzelbehandlung (Endodontie). Bei ausgedehnten Entzündungen ist die Zahnentfernung in Betracht zu ziehen.

Prognose des vereiterten Zahns

Ist der Eiter abgeflossen, tritt schnell Erleichterung ein. Ob es zu einer dauerhaften Heilung kommt, hängt von der Ursache und dem Ausmaß der angerichteten Zerstörung ab. Ein Zahnfleischabszess heilt meist folgenlos ab. Zähne nach Parodontalabszessen regenerieren oftmals zwar erstaunlich gut, von einer Verschlechterung des Zahnhalts ist jedoch meist auszugehen. Bei submukösen Abszessen hängt der Zahnerhalt vom Erfolg der endodontischen Massnahmen ab.

Literatur:
Schwenzer, N. u. Ehrenfeld, M; Zahn-Mund-Kiefer-Heilkunde: Zahnärztliche Chirurgie, Thieme, 4.Auflage (2009)
Gängler, P., Hoffmann, T., Willershausen, B.; Konservierende Zahnheilkunde und Parodontologie, Thieme, 3. Auflage (2010)
H. F. Wolf, K. u. E.M. Rateitschak, Band 1: Parodontologie: Farbatlanten der Zahnmedizin Thieme; 3. Auflage (2012)
H.-C. Plagmann; Lehrbuch der Parodontologie, Carl Hanser Verlag München Wien (1998)