Markerkeime der Parodontose

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Schwere Paradontitis mit Mitte 20 …
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Die Fragen in unserem Parodontose-Selbsttest sind so gewählt, dass Sie sie entweder direkt oder mit Hilfe eines Spiegels leicht beantworten können. So können Sie sich schnell über Ihr persönliches Parodontitis-Risiko informieren. Zur 1. Frage.

Die Parodontitis-Markerkeime: Aggressive Bakterien-Komplexe

Die meisten Bakterien in der Mundhöhle sind harmlos für ihren Wirt oder sogar nützlich, wenn es darum geht, das biologische Gleichgewicht der Mundflora aufrechtzuerhalten. Einige Bakterienstämme sind jedoch in der Lage, eine Parodontose auszulösen. Man nennt diese auch Parodontitis-Markerkeime oder -Leitkeime, nach denen man in erster Linie bei Parodontitis-Bakterientests “fahndet”, ob sie in relevanter Anzahl vorhanden sind.

Aggressive Markerkeime: Menge und Zusammensetzung entscheidend

Das alleinige Vorhandensein von wenigen dieser Leitkeime löst keine Erkrankung aus. Man geht sogar davon aus, dass diese Erreger bei jedem Menschen in der Mundhöhle vorhanden sind, allerdings in so geringer Anzahl, dass andere, harmlose bzw. nützliche Bakterienstämme sie zahlenmäßig in Schach halten, oder sie durch die natürlichen Abwehrmechanismen in ihre Vermehrung gehemmt werden.

Erst durch Störungen des physiologischen Gleichgewichts, z.B. mangelhafte Mundhygiene oder durch andere Risikofaktoren, wie auch eigene biologische Voraussetzungen, kann dieses Gleichgewicht kippen und sie können ihr destruktives Potenzial ausspielen.

Bakterien-Komplexe: alliierte Kriegstruppen

Diese parodontalen Keime finden sich in Gruppen zusammen, sobald sie sich tiefer in der Zahnfleischtasche angesiedelt haben, und bilden ein geschütztes, komplexes Netzwerk: den Biofilm. Erst durch dieses gegenseitige Zusammenspiel entwickeln sie eine hohe synergistische Effektivität beim Angriff auf die parodontalen Strukturen in unserem Mund. Es können in bestimmten Konstellationen sogar nur wenige Bakterien nötig sein, um eine Zahnbettzerstörung voranzutreiben. Die verschiedenen Bakterienvereinigungen und deren schädigende (pathogene) Potenz hat man als sogenannte Komplexe zusammengefasst, veranschaulicht in einer Grafik, deren Farbgebung für die Bezeichnung der Komplexe in den fachlich-wissenschaftlichen Sprachgebrauch übernommen wurde.

Zahnstein
Sokransky-Grafik der Markerkeime (Bild: Hain Lifescience)

Gelber und oranger Komplex: die Wegbereiter

Auf dem Wege zu einer manifesten Parodontitis gelten die Vertreter des gelben und orangen Komplexes als sogenannte Frühkolonialisierer, d.h. die entsprechenden Markerkeime finden sich schon früh zusammen und arbeiten als Wegbereiter für den zerstörerischen roten Komplex. Diese benötigen als anaerobe Keime die Abwesenheit von Sauerstoff, wie es die Bakterien des orangen und gelben Komplexes durch ihren Stoffwechsel in entzündlichen, tiefen Zahnfleischtaschen bereiten.

Der rote Komplex: Zerstörung

Die Bakterien des roten Komplexes, Porphyromonas gingivalis, Tanerella forsythia und Treponema denticola, zeichnen sich durch ein weites Arsenal an Waffen aus: z.B. Eiweiß-auflösende Enzyme, die die Gewebestrukturen des Zahnhalteapparates aufspalten und das Vordringen der Bakterien in immer tiefere Schichten ermöglichen. Wenn Bakterien des roten Komplexes nachgewiesen werden, ist dies fast immer mit erheblicher Entzündung, hohen Taschentiefen, Blutungen beim Sondieren (BOP) und Attachmentverlust verbunden. Während sich die Bakterien des gelben oder orangen Komplexes noch relativ leicht durch mechanische Reinigung der Wurzeloberflächen entfernen lassen, ist das bei den Vertretern des roten Komplexes deutlich schwieriger, da sich diese schon im Gewebe selbst eingenistet haben.

Grüner Komplex - besonders aggressives Potential

Zum grünen Komplex gehörten Bakterien die relativ unempfindlich auf Sauerstoff reagieren und damit auch unabhängig von den anderen Komplexen agieren. Zu Ihnen gehört das Bakterium Aggregatibacter actinomycetemcomitans (A.a.), das als ebenfalls sehr schädigend anzusehen ist und als Hauptverursacher (Leitkeim) für juvenile aggressive Parodontitisformen identifiziert wurde. Aufgrund seines anderen Stoffwechsels (auch aerob), ist durch sein Vorhandensein eine Änderung in der Antibiotikawahl zur medikamentösen Therapie der Parodontitis vonnöten.

Aus der bakteriellen Besiedlung ergibt sich auch das Behandlungskonzept der Parodontitis.

Fazit:

Die Markerkeime gehen gemeinschaftlich vor. Sie organisieren sich in der Zahnfleischtasche im Biofilm, wobei der gelbe und orange Komplex den Weg für den zerstörerischen roten Komplex ebnen. Spätestens hier kann auch eine unterstützende Antibiotikatherapie indiziert sein.

Quellen:
H.F. Wolf, E.M. & K.H. Rateitschak, Farbatlanten der Zahnmedizin 1 – Parodontologie, Georg Thieme Verlag Stuttgart (2004)
Dr. Sylke Dombrowa, Parodontitis und Periimplantitis – rechtzeitig erkennen und erfolgreich therapieren, ZMK | Jg. 28 | Ausgabe 1-2 _ Januar/Februar 2012
Socransky, S.S., Haffajee, A.D., Cugini, M.A., Smith, C., Kent, R.L.: Microbial complexes in subgingival plaque. J. Clin. Peridontol. 25, 134–144 (1998).

Bildnachweis: Hain Lifescience