Categories
News

Parodontitis ursächlich für Entzündungen von Gelenkprothesen

Patienten mit künstlichen Gelenken können allein durch eine gute Zahnhygiene mehr für die Langlebigkeit ihrer Prothese tun, als durch die prophylaktische Einnahme von Antibiotika vor Zahn-OPs. Zu diesem Ergebnis kam eine britische Studie.

Risiko einer Protheseninfektion durch Bakterien im Blutkreislauf

Patienten mit künstlichem Hüft- oder Kniegelenk wissen, dass eine Infektion um die Prothese auftreten, und zu Komplikationen mit dem neuen Gelenk führen kann. Eine Entzündung ist nicht nur auf die Einheilphase der Prothetik begrenzt, sondern kann auch Jahre nach der OP auftreten. Die meisten Komplikationen ereilen den Patienten innerhalb der ersten zwei Jahre. Verursacht wird eine Infektion durch Bakterien. Diese können zum Beispiel über die Mundhöhle in den Blutkreislauf gelangen und so die Prothesenoberfläche besiedeln. Im schlimmsten Fall führt eine Entzündung dazu, dass die Prothese nach langwieriger Behandlung operativ ausgetauscht werden muss. Deswegen wurde Patienten mit künstlichen Gelenken grundsätzlich vor (blutigen) Zahnbehandlungen dazu geraten, prophylaktisch Antibiotika einzunehmen.

Jede 10. Protheseninfektion steht mit Zahnbehandlung in Verbindung

Bislang ist man davon ausgegangen, dass Zahnbehandlungen vermehrt für die Entzündung künstlicher Gelenkprothesen verantwortlich sind. Deswegen unterstützte auch die Deutsche Gesellschaft für Endoprothetik e. V. (AE) die einmalige Einnahme von Antibiotika bei invasiven zahnmedizinischen Behandlungen. Tatsächlich sprechen die Fakten aber eine andere Sprache: Die für Entzündungen verantwortlichen Bakterien gelangen zwar über die Mundhöhle in den Blutkreislauf, allerdings nicht, wie lange vermutet durch die Zahnbehandlung an sich. Für die Studie untersuchten Forscher Daten von knapp 9.500 Patienten, bei denen sich Spätinfekte der Gelenkprothesen nach vorheriger Zahnbehandlung zeigten. Einige Probanden hatten vor dem Zahn-Eingriff ein Antibiotikum erhalten, andere nicht. Die Wissenschaftler stellten fest, dass die Antibiotika-Prophylaxe keinen Unterschied für die Protheseninfekte machte. Stattdessen fiel auf, dass besonders Probanden mit ungepflegtem Gebiss, also blutendem Zahnfleisch und Entzündungen, von den Protheseninfektionen betroffen waren.

Parodontitiskeime machen krank

Aus mangelhafter Zahnpflege kann eine Parodontitis resultieren. Die schädlichen Parodontosebakterien können aus der Mundhöhle über den Blutkreislauf in den gesamten Körper gelangen und Schaden anrichten. Dieser Zusammenhang ist nicht neu: Diverse Studien belegen den Zusammenhang zwischen Parodontitis und Allgemeinerkrankungen, wie zum Beispiel Diabetes mellitus, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Lungenentzündung und viele weitere.

Fazit: Protheseninfektionen durch Parodontitisprävention vorbeugen

Der Präsident der AE, Dr. Stephan Kirschner, hat sich auf Grundlage dieser neuen Erkenntnisse für mehr Aufklärung für die Bedeutung von Zahngesundheit bei Trägern von Endoprothesen ausgesprochen. Patienten müssen sich des Risikos bewusst sein, was schlechte Mundhygiene für den ganzen Körper bedeutet. Langwierige Entzündungen künstlicher Gelenke könnten vermieden werden. Hierzu soll insbesondere vor einer Gelenk-OP der Zahnstatus des Patienten überprüft werden. Eine vorliegende Parodontitis kann dann vor dem Eingriff behandelt werden.

Die beste Fürsorge für den Gelenkersatz kann dann erreicht werden, wenn der Patient selbstständig an seiner Zahnhygiene arbeitet und Kontrolltermine beim Zahnarzt wahrnimmt.